Plissees

Flo ist nicht zu bremsen

 Wenn es darum geht, andere Leute zum Laufen
zu bringen, ist unser Sohn Florian wahrscheinlich
Weltmeister. – Jedes Kind spielt gern, läuft umher
und entdeckt die Welt. Außer Flo. Er läuft nicht.
Er rennt. Für ihn gibt es nur zwei Geschwindig-
keitsstufen: Schnell und Stopp. „Stopp“ ist
allerdings nur unter vier Bedingungen erreichbar:
Beim Essen, beim Schlafen, auf dem Töpfchen
oder wenn im Eifer des „Gefechts“ ein Hindernis
übersehen und Flo davon gestoppt wurde.
Besonders beliebt sind dabei Glastüren, Gehwegabsätze und Türrahmen, sofern der kleine Wirbelwind sich beim Laufen umgedreht hat, um zu schauen, ob wir noch hinter ihm sind.

Es ist eigenartig, wenn man bedenkt, dass man als Elternpaar gleichzeitig Angst um sein Kind hat und andererseits weiß, dass er sich trotz allem bisher nichts getan hat. Schlimm wird es nur, wenn wir einkaufen sind. So neulich im Möbelhaus: Viele Menschen, Gegenstände und aus Sicht Florians: Sehr viel Platz zum Rennen. In der Plissee-Abteilung ging es noch: fasziniert von Farben, Mustern und Funktionsweisen der Plissees konnten wir unseren Sohn noch bei uns halten. Aber im Bereich der Treppen, Türen und Fenster, wo es kein Plissee gab, das ihn ablenken konnte, war es dann um ihn geschehen: Überall gab es etwas zum Hoch- und Runterrennen, zum Hindurcheilen und leider auch zum Gegenrennen. (Ich erwähnte bereits die Glastüren.)

Kaum hatten wir Flo den Rücken gekehrt, war er auch schon fort, bis es polterte und ein Zweijähriger auf dem Hosenboden saß. Aber ein Indianer kennt keinen Schmerz: Er schaute sich um, sah uns und lachte, als sei nichts passiert. … Gegen den Schock gab es dann erstmal ein Eis. Unser Flo ist eben einfach nicht zu bremsen.